Am 28. und 29. Juli 1877 beging die Freiwillige Feuerwehr Tirschenreuth das Fest der Fahnenweihe. Die Patenstelle für die neue Fahne hatte in zuvorkommender Kameradschaft die Freiwillige Feuerwehr Waldsassen übernommen.
Im Bezirk Tirschenreuth bestanden damals 18 Freiwillige Feuerwehrwehren, 15 nahmen an der Fahnenweihe in Tirschenreuth mit dem Patenverein Waldsassen an ihrer Spitze teil. Außerdem die Feuerwehr von Neustadt an der Waldnaab und eine Abordnung aus Amberg. Auch einige Sänger- und Kriegervereine gehörten zu den Festteilnehmern.
Das Fest, das nicht allein gelungen und würdig verlief, sondern auch den guten Takt und die Disziplin der Feuerwehren, sowie den gastfreudigen Sinn der Tirschenreuther Bewohnerschaft deutlich verspüren ließ, war allen Teilnehmern und Gästen lange Zeit in angenehmer Erinnerung.
Jedoch begann in den folgenden Jahren für die Freiwillige Feuerwehr Tirschenreuth ein erfreulicher Aufschwung. 1878 erbat die Wehr von der Stadt die Anschaffung eines Gerüstes für Steigerübungen. Das alte Steigergerüst, das seit Gründung der Wehr auf dem Platz neben der Zündhölzchenfabrik stand, war nämlich als Folge eines heftigen Sturms zusammengebrochen. Und, da nicht nur die Steiger, sondern auch die übrige Feuerwehrmannschaft an diesem Gerüst übte, war ein neuer Steigerturm unbedingt notwendig.
Der Stadtmagistrat genehmigte die Fertigung eines neuen Steigergerüsts zum Betrage von 80,- M, die Aufstellung desselben auf dem von der Feuerwehr vorgeschlagenen Platzes an der Mitterteicher Straße und stellte zusätzlich noch das zum Gerüstbau notwendige Holz aus dem Stadtwald kostenlos zur Verfügung.
Wie es um die Uniformierung der Wehr stand, lässt sich nicht mehr einwandfrei feststellen. Als sicher gilt jedoch, dass schon zur Zeit der Gründung, oder unmittelbar danach, die Feuerwehrmannschaft mit Uniformröcken ausgestattet war. 1876 hat der Stadtmagistrat beschlossen, die erstmalige Anschaffung von Uniformröcken für minderbemittelte Neuzugänge mit Mitteln der Kommune zu tätigen. Während die Dienstmütze und die später notwendig werdende Nachbeschaffung oder Reparatur aus eigenen Mitteln zu bestreiten war. Den Bürgern und Bürgersöhnen mutete man die Beschaffung der Mütze und des Uniformrocks selbst zu.
Im Jahre 1878 waren 55 Feuerwehrhelme vorhanden. Ein Gesuch
um Neubeschaffung von weiteren 25 bis 30 Helmen hat das Gremium der
Gemeindebevollmächtigten abgelehnt. Begründet wurde dies damit, dass die 55 Helme
für die Steiger und die direkt an der Brandstelle eingesetzte Mannschaft
genügen. Die übrige Mannschaft, welche die Druckpumpe bedient, arbeite sich mit
Mützen leichter.
1880 bestand die Freiwillige Feuerwehr aus 80 Mann und 12 Chargierten. Darunter waren auch 5 Feuerwehrzöglinge (Anwärter).
In einem Verzeichnis ohne Datum, das sicherlich auch aus der Zeit zwischen 1880 und 1890 stammt, sind 148 Namen der aktiven Mannschaft verzeichnet.
Bei der Firma Justus Christian Braun, Nürnberg, wurde 1880 ein Hydrophor (Löschmaschine und Wasserzubringer) zum Preis von 800 M bestellt. Die Hälfte der Kosten übernahm das Distrikt.
Das Hydrophor wurde am
2. August 1881 in Anwesenheit des Ausschusses der Freiwilligen Feuerwehr in
Dienst gestellt. Die Löschmaschine erbrachte die vertragsmäßig zugesicherte Leistung
von 400 Litern Wasser je Minute. Der Lieferfirma wurde daraufhin für die
elegante, solide und schöne Ausführung der Maschine die vollste Anerkennung
gezollt.