Die ersten Jahre unserer Wehr

Schwieriger Start einer noch jungen Wehr

Die Freiwillige Feuerwehr Tirschenreuth zählte im Jahre 1873 80 Mann. Sie hatte die „districtive Löschmaschine“ mit einem Sauger und die zweirädrige Karrenspritze zur Verfügung und war mit allen Requisiten, einschließlich einer Schubleiter, ausgerüstet.

Neben der Freiwilligen Feuerwehr existierte auch eine Bürgerfeuerwehr, welche sich aus dem Stand der Ackerbürger rekrutierte. Dieser „exklusive Feuerwehrverein“ bestand bereits drei Jahre. Aber eine Feuerwehrübung oder eine Vereinsversammlung hatte noch nicht stattgefunden. Die Mitglieder wussten daher nicht, was in einem Ernstfall zu tun war und wie man die Löschmaschinen bedient. Um den unhaltbaren Zustand schnellstmöglich zu ändern, wurde am 18. August 1873 mit einem Inserat im Tirschenreuther Wochenblatt zu einer Übung auf dem Marktplatz aufgerufen.

Auf dieses Ereignis freuten sich nicht nur die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, sondern auch die gesamte Bevölkerung der Stadt Tirschenreuth. Jeder wollte das Schauspiel miterleben, wie sich die hochangesehenen und ehrwürdigen Bürger der Stadt mit der Arbeit an den Löschmaschinen abplagen.

Wie erwartet, waren an dem angekündigten Dienstag Jung und Alt auf dem Marktplatz versammelt. Pünktlich nach dem fünften Glockenschlag hörte man schon von weiten das Gepolter der zweirädrigen Spritzenmaschine. Etwa 30 bis 40 Männer der Bürgerwehr zogen und schoben im Laufschritt, griesgrämig und schwerfällig die Löschmaschine heran. Die jüngeren Bürgersöhne waren dem Aufruf überhaupt nicht gefolgt und drückten sich vor der Aufgabe. So blieb den wenigen Verantwortungsbewussten, die gekommen waren, nichts anderes übrig, als mit der schweren Arbeit an den Pumpen zu beginnen. Es war ein trauriges Bild.

Aufruf an die Bürgerfeuerwehr aus dem Tirschenreuther Wochenblatt:

„Einladung. Die Mitglieder der Bürger-Feuerwehr werden zu der auf morgen Dienstag, 19. des Monats, Abends 5 Uhr, auf dem Marktplatze anberaumten Uebung mit der Löschmaschine zur zahlreichen Betheiligung hiermit eingeladen, wobei bemerkt wird, daß von nun an diese Uebungen allmonatlich fortgesetzt werden. Tirschenreuth, den 18. August 1973. Stadt Magistrat Höpfl, Bürgermeister.“

Die angesehenen Bürger, die teilweise schon über sechzig Jahre alt waren, mussten unter den spöttischen und schadenfrohen Zurufen der Gaffer Schwerstarbeit leisten. „Schneller, schneller“, so wurden sie von den jungen Burschen angefeuert, die grinsend die Hände in den Taschen vergraben hatten und tatenlos herumstanden. Wenn sie auch gleich helfen wollten, sie durften nicht eingreifen, weil sie nicht vom Stand der Ackerbürger waren. Verständlicherweise war die Übung bald zu Ende. Die Verantwortlichen der Bürgerwehr mussten einsehen, dass es so nicht weitergehen konnte.

Dass es in den folgenden Jahren um die Feuerwehr trotz dieser auf dem Papier stehenden Organisation nicht gut bestellt war, geht auch aus einem energischen Aufruf des Bezirksamtes, des Bürgermeisters und der Vorstandschaft der Wehr an alle Bürger und Bürgersöhne von Tirschenreuth hervor. Darin heißt es in beschwörenden Worten, es mögen sich doch die jüngeren Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr, die Älteren der Bürgerwehr und die sich selbst als untauglich erachteten durch Geldbeiträge den passiven Mitgliedern anschließen.

Die angekündigte Reorganisation ließ nicht lange auf sich warten. Die Bürgerwehr unterstellte sich von diesem Zeitpunkt an freiwillig dem Amtsassessor Fauner, der am hiesigen Bezirksamt für das Feuerlöschwesen zuständig war. Er hatte ab diesem Zeitpunkt die Leitung über die neue Freiwillige Feuerwehr und die noch bestehende Bürgerwehr inne. Fauner verstand es, die Aufgaben bei einem Brand so zu verteilen, dass die ehrwürdigen, älteren Bürger eine ehrenvolle Aufgabe übertragen bekamen, aber nicht körperlich überfordert waren. Die Bürgerwehr hatte von nun an, wenn auch nur auf dem Papier, höhere und nicht mehr so anstrengende Aufgaben zu übernehmen. Ausgestattet mit gelbgrünen Binden um den Mützenrand und um den Arm, sollten sie sich um die Aufsicht der Pumpmaschinen kümmern, auch um die Ordnung bei Brandeinsätzen und um die Sicherstellung von Hab und Gut der Brandleider.

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