Die vielen verheerenden Brandkatastrophen, denen nicht selten ganze Kleinstädte und Dörfer zum Opfer fielen, veranlasste die königliche Regierung der Oberpfalz und von Regensburg, sich am 19. Juni 1868 mit einem Schreiben an die Bezirksämter zu wenden. Es möge Sorge getragen werden, umgehend in allen Städten, Märkten und größeren Dörfern, Löschvereine oder Freiwillige Feuerwehren zu gründen. Die bereits wiederholt herausgegebenen Feuerordnungen der Regierung, wie man Brände verhindern und im Ernstfall auch bekämpfen soll, standen bisher nur geduldig auf dem Papier und verstaubten in den Schreibstuben der Magistratskanzleien
War einmal ein Brand ausgebrochen, kündigten die schauerlichen Töne des Feuerhorns oder die schrillen Töne der Feuerglocke das gefürchtete Unheil an. Stets war die ganze Bevölkerung auf den Beinen und lief aufgeschreckt mit Eimern und Feuerhaken zum Brandplatz. Dabei herrschte ein heilloses Durcheinander. Niemand wusste, was er zu tun hatte und wo sein Platz bei den Löscharbeiten war. Was fehlte, war eine Organisation und eine ausgebildete Löschtruppe.
Auch in Tirschenreuth wurden zwischen 1860 und 1870 die Rufe der Bevölkerung immer lauter, endlich für einen ausreichenden Feuerschutz zu sorgen. Zu oft schon hatte der gefürchtete „Rote Hahn“ große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Die Narben der größten Brandkatastrophe, die am 30. Juli 1814 zwischen 9 und 10 Uhr über Tirschenreuth hereinbrach, waren noch zu frisch.
Auf eine erneute Mahnung der Regierung der Oberpfalz vom März 1869 leitete der Stadtmagistrat von Tirschenreuth endlich die ersten Schritte zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr ein. Noch im gleichen Jahr, am 30. Mai 1869, trugen sich bei der Gründungsversammlung im Rathaus, neben 18 Verwaltungsräten, auch 55 Männer der Stadt für den freiwilligen Löschdienst ein. Sie alle verpflichteten sich, aktiv in der neu gegründeten Feuerwehr ihren Dienst zu tun. Es waren durchwegs junge Burschen, die ihre Sportlichkeit bereits im Turnverein unter Beweis stellten. So war es auch kein Zufall, dass die Feuerwehrübungen von einem Turnlehrer aus Eger geleitet wurden.
Ab diesem Zeitpunkt wurde stets mit einer der drei vorhandenen Löschmaschinen am Sonntag auf dem Marktplatz der Ernstfall geprobt. Trotz mehrmaliger Aufrufe des Stadtmagistrats standen aber nicht genügend Männer zur Verfügung, um alle drei vorhandenen Löschmaschinen bei einem Ernstfall gleichzeitig zu bedienen. Das veranlasste 1871 einige alteingesessene Bürger eine Pflichtwehr, eine sogenannte Bürgerfeuerwehr, ins Leben zu rufen. Dabei wurde bei der Aufnahme peinlichst auf den Bürgerstand geachtet. Das Alter und die körperliche Verfassung waren zweitrangig. Es durfte nur kein Kleinhäusler oder Tagelöhner sein. Je honoriger und angesehener die Person war, umso besser war sie für die Bürgerwehr geeignet. Es war eine Ehre, der neu gegründeten Wehr angehören zu dürfen. Schon bald unterschrieben etwa 150 Tirschenreuther Bürger und verpflichteten sich, bei einem Brand die „Blaue“ oder zweirädrige Karrenspritze zu bedienen.
1873, vier Jahre nach ihrer Gründung, war die Tirschenreuther Feuerwehr zu einer Übung auf dem unteren Marktplatz angetreten. Mit einer modernen Pumpmaschine, einer ausziehbaren Leiter und einer großen Menge an Löscheimern war die Truppe für die damalige Zeit bestens ausgerüstet.