Der nachfolgende Artikel aus der Tageszeitung "Der Neuen Tage" schildert die Geschehnisse der 30. Juni 1814:
In den Vormittagsstunden des 30. Juni 1814 brach ein verheerender Brand über die Stadt Tirschenreuth herein. In nur wenigen Stunden lag die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Verschont blieben nur wenige Häuser am Graben und der barocke Pfarrhof neben der Kirche. Unbeschreiblich war das Elend, das die Bewohner zu erleiden hatten. Neben dem Verlust ihrer Häuser und Habseligkeiten war plötzlich der Hunger ihr ständiger Begleiter. Ein Segen in dieser schweren Zeit waren die großzügigen Brotlieferungen der Städte Waldsassen, Eger und Tachau. Dank weiterer Unterstützungen benachbarter Orte und wohlhabender Privatpersonen konnte so die größte Not einigermaßen gelindert werden.
Gemälde des Stadtbrandes aus dem Jahr 1989
Vorführung der Brandbekämpfung zu Zeiten der Stadtbrände bei einer Schauübung im Jahr 1993
Kanonikus Ludwig Mehler, der 1864 seiner Heimatstadt Tirschenreuth eine Chronik widmete, berichtet über den Stadtbrand folgendes: „Namenloses Elend brachte das Jahr 1814 über die Stadt Tirschenreuth. Denn am 30. Juli vormittags gegen 10 Uhr ertönte plötzlich die Feuerglocke.
In einem Eckhaus der unteren Stadt war, wie man allgemein sagt, aus Unvorsichtigkeit in der Kohlen- und Holzkammer eines Zeugmachers Feuer ausgebrochen, welches in wenigen Minuten mit solch verheerender Gewalt um sich griff, dass die angrenzenden Gebäude nach vier Seiten hin in vollen Flammen standen.
An eine Rettung war nicht mehr zu denken, da die meisten Häuser größtenteils aus Holz gebaut und mit Schindeldächern versehen waren. Dazu kam noch, dass die Einwohner voll Schrecken und Verwirrung nur auf Rettung ihrer Habseligkeiten bedacht waren, und dass daher den immer weiter um sich greifenden Flammen, die auch noch durch die Wucht des Windes mehr und mehr angefacht wurden, der nötige Widerstand nicht geleistet werden konnte.
Im schnellen Laufe eilte das Feuer von Dach zu Dach, von Haus zu Haus, und in drei bis vier Stunden lag die ganze Stadt in Schutt und Asche. Nur drei größere Häuser in der Nähe der Kirche, darunter auch der Pfarrhof, nebst einigen ärmlichen Häuschen auf dem sogenannten unteren Graben, wurden von den Flammen verschont.
Es war ein entsetzlicher Anblick, als das gefräßige Feuer mit unersättlicher Wut die Spitze des Kirchturmes und den Dachstuhl der schönen Pfarrkirche ergriff. Herzzerreißend waren der Jammer und das Händeringen der obdachlosen, unglücklichen Bewohner, die wie Leichen zwischen den rauchenden Trümmern ihrer Häuser dahinwankten und in den benachbarten Dörfern ein Obdach suchen mussten. Alles, auch das Rathaus, brannte nieder, und auf solche Weise gingen die meisten Akten und Rechnungen sowie mehrere Urkunden und dergleichen zugrunde. Unschätzbar und unersetzlich war der Verlust, den die Stadt Tirschenreuth durch dieses furchtbare Brandunglück erlitt.“
Mit der wohlwollenden Unterstützung seiner königlichen
Majestät, der den geschädigten Tirschenreuther Bürgern über Jahre die Steuern
erließ und aus den Staatswaldungen 12 000 Baumstämme zur Wiederherstellung
der Stadt zur Verfügung stellte, war bereits nach wenigen Jahren das neue
Tirschenreuth entstanden.